Das Video von Joko und Klaas namens „Männerwelten“ wurde millionenfach auf YouTube angesehen. Sie hatten einen virtuellen Rundgang durch ein fiktives Museum verfilmt. Darin ausgestellt wurde die Gewalt, die Frauen in den sozialen Medien und in der realen Welt durch Männer erfahren haben. Dazu gehörten die inzwischen wohlbekannten Dickpics, sexistische Kommentare und körperliche Belästigungen.
Wenn der Titel Männerwelten heißt, sollen sich dann alle Männer angesprochen fühlen?
Sollen sich alle Männer dann schuldig fühlen?
Diese Fragen haben wir vorangeschickt, damit ihr euch eine eigene Meinung bilden könnt, bevor wir unsere preisgeben. Die kommt nämlich jetzt: Wir haben ein Problem mit dem Titel, weil er alle Männer einschließt. Also auch diejenigen, die keine Bilder von ihrem Penis verschicken und die Frauen auf Augenhöhe begegnen.
Da ungefähr 80% der Frauen so etwas schon erfahren haben und ein deutlich geringerer Prozentsatz von der „Gruppe“ Männer diese Gewalt ausübt, hätte es eigentlich „Frauenwelten“ heißen müssen. Es stellt ja dar, was deutlich mehr Frauen als Männer erleben.
Weiterbringen würde uns aber auch dieser Titel nicht. Also was steckt dahinter?
Im Grunde suchen diese Männer eine Sexualpartnerin, weil das ihre traditionelle Rolle ist – das Suchen. Frauen hingegen führen oft die Tradition des Abwartens und Nichthandelns fort. Da zusätzlich in unserer Gesellschaft besonders Männern (aber nicht nur!) nicht gelehrt wird, Gefühle und Sexualität partnerschaftlich auszudrücken oder anzunehmen, kommt es zu solchen Fehltritten. Es handelt sich also um fehlende Kommunikationsfähigkeit. Und die geht in beide Richtungen. Denn Frauen, die nicht über Gefühle und Sexualität reden können, lehnen sehr häufig nur still ab, ohne zu (er)klären.
Wir wünschen uns, dass mehr Menschen ihre Bedürfnisse klar benennen, diese dann ohne Bewertung akzeptiert werden und darauf mit den eigenen Bedürfnissen geantwortet wird. Und schon ist man in einer wirklichen Unterhaltung, wenn beide Seiten die Spielregeln der Augenhöhe und Empathie einhalten oder ganz gelassen und konsequent wieder darauf verwiesen wird, wenn einer mal davon abweicht.
Also: „Hey, du findest es geil, wenn du eine Muschi siehst, aber ich finde es nicht geil, wenn ich ungefragt einen Penis vorgesetzt bekomme. Ich würde es viel schöner finden, wenn…“
Klar, ein Nein ist ein Nein. Aber es hilft das Problem zu lösen, wenn man das Nein erklärt. Nur dann besteht die Chance auf eine beiderseitige Weiterentwicklung.
Was ist Männern erlaubt und was dürfen sie teilweise oder generell nicht?
Was ist Frauen erlaubt und was dürfen sie teilweise oder generell nicht?
Ein weiteres Problem sehen wir in der Wahrnehmung der eingesetzten Gewalt. Der Begriff Gewalt wird in erster Linie mit körperlicher Gewalt verbunden. Diese Art der Gewalt und ihre Folgen sind deutlich sichtbar. Psychische Gewalt hingegen wird von Außenstehenden nicht unbedingt wahrgenommen, weil sie keine sichtbaren Schäden hinterlässt.
Der eine oder die andere mag sagen: „Nee, psychische Gewalt benutze ich nicht!“
Wir würden da fragen: „Sicher?“
Psychische Gewalt kann für einen Mann bereits da anfangen, wo er von einer Frau ausgelacht wird, weil er sich getraut hat sie anzusprechen. Auch ein Flirten, das nur dazu dient das eigene Selbstwertgefühl zu steigern, kann bei der angeflirteten und dann fallengelassenen Person sehr negative Gefühle auslösen. Und das alles passiert oft unbewusst! Zudem setzt sich diese Gewalt, wenn sie nicht reflektiert wird, als Dominoeffekt fort und wird an andere Menschen weitergegeben.
Unser Appell ist also: Lasst uns im Alltag regelmäßig prüfen, wie gewalttätig wir wirklich sind! Wir sind es!
Und um die Schleife zu schließen, hier noch ein Funfact: Wie machen das die Tüpfelhyänen? Die machen einfach alle zur Begrüßung einen „Schwanzvergleich“, die Geschlechtsteile von Männchen und Weibchen sehen nämlich gleich aus.