Provozier mich!

„Provozieren“ ist derzeit bei uns ein großes Thema. Die eine große Tüpfelhyäne kann manchmal sagen, was sie will. Bei der kleinen Tüpfelhyäne kommt alles als Provokation an. Sie sagt dann immer: „Du provozierst mich!!!“ Die große antwortet dann: „Nein, du fühlst dich provoziert.“

Provozieren gehört zum Alltag. Leben an sich ist eine Provokation.
Diese kurze Unterhaltung zeigt auch, dass Provokation entweder aktiv vom Sender ausgehen oder lediglich vom Empfänger gefühlt werden kann, ohne dass der Sender provozieren wollte.

Provozieren kann mit einer Prise Humor erfolgen, aber auch mit starker Aggressivität und eben auch mit den Abstufungen dazwischen. Lange Zeit war für die kleine Tüpfelhyäne auch gewolltes Provozieren mit Wohlwollen und Humor ein riesiges rotes Tuch.

Schweigen kann ebenfalls Provokation sein. Die eine Tüpfelhyäne fühlt sich zum Beispiel dadurch provoziert, dass ihr Chef sie bezüglich einer Gehaltserhöhung ein halbes Jahr lang hinhält, nachdem sie bereits ein halbes Jahr mehr Verantwortung übernimmt.

Sich zu verändern kann bereits eine Provokation sein. Manch ein Leser wird schon zu hören bekommen: „Du hast dich so verändert. Am Anfang unserer Beziehung warst du ganz anders.“

Ich habe einen Vorwurf gehört. Ich habe die andere Person damit provoziert, dass ich mich verändert habe. Menschen sind Gewohnheitstiere und mögen Veränderung nur in einem gewissen Maße.

Menschen provozieren oft, wenn sie nicht authentisch und nicht selbstbewusst sind. Provokation sollte auch nicht angst-, scham- oder schuldbehaftet sein.

Provokation kann man als Gegner oder als Partner aufnehmen. Möchte man sie als Partner aufnehmen, ist wichtig, dass man in Kontakt und gleichzeitig gelassen bleibt. Die meisten Menschen brechen den Kontakt dann ab oder weichen aus. Außerdem kann man immer selber entscheiden, wovon man sich provoziert fühlt und dass man eine Provokation von sich abperlen lassen will.

Man kann eine Provokation auflösen oder sie benutzen, um zu polarisieren. Die Geschichte einer Provokation wird immer von beiden Teilnehmern geschrieben.

Provozieren kann sowohl zerstören als auch aufbauen. Außerdem kann man beim Provozieren auch freundlich sein. Die eine Tüpfelhyäne hatte einen Lateinlehrer, der sie bei der Rückgabe schlechter Arbeiten äußerst freundlich provoziert hat. Die Tüpfelhyäne dazu: „Dem konnte ich gar nicht böse sein!“

Wenn ich mit Provokation etwas bewegen will, muss ich schauen, wie intensiv oder subtil ich das mache. Denn wenn ich zu offen und zu direkt provoziere, macht die andere Person möglicherweise sofort dicht. Wenn ich es zu subtil mache, kommt es nicht an und erzielt nicht das gewünschte Ergebnis.

Manchmal lassen wir uns davon abhalten, etwas auszudrücken, nur weil der andere sich provoziert fühlen könnte.

Unsere Ziele:

Provokation bewusster wahrnehmen, also auch wenn wir selber provozieren.

Wenn wir im Begriff sind, negativ zu provozieren, die Provokation auch mal abbrechen.

Provokationen anderer nicht annehmen oder sie bewusst nicht als solche verstehen.

Andere darauf hinweisen, dass man sich provoziert fühlt.

Wenn wir provozieren, dann bewusst und positiv.

Außenseiter – Spitzenreiter?

Bist du ein Außenseiter?

Diese Frage werden vermutlich sehr viele Menschen bejahen. Jeder Mensch erlebt Situationen, in denen er oder sie sich außerhalb einer Gruppe oder außerhalb der Mehrheit fühlt. Viele Menschen bezeichnen sich generell als Außenseiter. Aber können wir alle Außenseiter sein? Oder gehören wir oft mehr zur Gruppe als wir denken? In einer Situation, in der wir uns als Außenseiter und damit nicht gut fühlen, kann es helfen sich in andere hineinzuversetzen. Die sehen einen nämlich oft gar nicht als Außenseiter.

Im Umkehrschluss bedeutet das auch, dass man sich als Außenseiter auch gut fühlen kann und darf. Und heißt das dann nicht auch, dass man Außenseiter innerhalb einer Gruppe sein kann, also trotz der Außenseiterrolle dazugehört?

Auch wenn man zu einer Gruppe gehört, kann man eine eigene Meinung haben, Zeit für sich brauchen und sich mal nicht der Mehrheit anschließen. Man kann seine eigene Sicht behalten oder einen eigenen Weg zur Lösung gehen. Leider gibt es viele Gruppen, in denen das ausgeschlossen ist – oft sind das Zweierbeziehungen, man nennt sie auch Liebespaare.

Einer entwickelten Persönlichkeit ist es scheißegal, ob sie Außenseiter ist oder nicht.

Tüpfelhyänenwelten

Das Video von Joko und Klaas namens „Männerwelten“ wurde millionenfach auf YouTube angesehen. Sie hatten einen virtuellen Rundgang durch ein fiktives Museum verfilmt. Darin ausgestellt wurde die Gewalt, die Frauen in den sozialen Medien und in der realen Welt durch Männer erfahren haben. Dazu gehörten die inzwischen wohlbekannten Dickpics, sexistische Kommentare und körperliche Belästigungen.

Wenn der Titel Männerwelten heißt, sollen sich dann alle Männer angesprochen fühlen?

Sollen sich alle Männer dann schuldig fühlen?

Diese Fragen haben wir vorangeschickt, damit ihr euch eine eigene Meinung bilden könnt, bevor wir unsere preisgeben. Die kommt nämlich jetzt: Wir haben ein Problem mit dem Titel, weil er alle Männer einschließt. Also auch diejenigen, die keine Bilder von ihrem Penis verschicken und die Frauen auf Augenhöhe begegnen.
Da ungefähr 80% der Frauen so etwas schon erfahren haben und ein deutlich geringerer Prozentsatz von der „Gruppe“ Männer diese Gewalt ausübt, hätte es eigentlich „Frauenwelten“ heißen müssen. Es stellt ja dar, was deutlich mehr Frauen als Männer erleben.
Weiterbringen würde uns aber auch dieser Titel nicht. Also was steckt dahinter?

Im Grunde suchen diese Männer eine Sexualpartnerin, weil das ihre traditionelle Rolle ist – das Suchen. Frauen hingegen führen oft die Tradition des Abwartens und Nichthandelns fort. Da zusätzlich in unserer Gesellschaft besonders Männern (aber nicht nur!) nicht gelehrt wird, Gefühle und Sexualität partnerschaftlich auszudrücken oder anzunehmen, kommt es zu solchen Fehltritten. Es handelt sich also um fehlende Kommunikationsfähigkeit. Und die geht in beide Richtungen. Denn Frauen, die nicht über Gefühle und Sexualität reden können, lehnen sehr häufig nur still ab, ohne zu (er)klären.

Wir wünschen uns, dass mehr Menschen ihre Bedürfnisse klar benennen, diese dann ohne Bewertung akzeptiert werden und darauf mit den eigenen Bedürfnissen geantwortet wird. Und schon ist man in einer wirklichen Unterhaltung, wenn beide Seiten die Spielregeln der Augenhöhe und Empathie einhalten oder ganz gelassen und konsequent wieder darauf verwiesen wird, wenn einer mal davon abweicht.
Also: „Hey, du findest es geil, wenn du eine Muschi siehst, aber ich finde es nicht geil, wenn ich ungefragt einen Penis vorgesetzt bekomme. Ich würde es viel schöner finden, wenn…“

Klar, ein Nein ist ein Nein. Aber es hilft das Problem zu lösen, wenn man das Nein erklärt. Nur dann besteht die Chance auf eine beiderseitige Weiterentwicklung.

Was ist Männern erlaubt und was dürfen sie teilweise oder generell nicht?

Was ist Frauen erlaubt und was dürfen sie teilweise oder generell nicht?

Ein weiteres Problem sehen wir in der Wahrnehmung der eingesetzten Gewalt. Der Begriff Gewalt wird in erster Linie mit körperlicher Gewalt verbunden. Diese Art der Gewalt und ihre Folgen sind deutlich sichtbar. Psychische Gewalt hingegen wird von Außenstehenden nicht unbedingt wahrgenommen, weil sie keine sichtbaren Schäden hinterlässt.

Der eine oder die andere mag sagen: „Nee, psychische Gewalt benutze ich nicht!“
Wir würden da fragen: „Sicher?“

Psychische Gewalt kann für einen Mann bereits da anfangen, wo er von einer Frau ausgelacht wird, weil er sich getraut hat sie anzusprechen. Auch ein Flirten, das nur dazu dient das eigene Selbstwertgefühl zu steigern, kann bei der angeflirteten und dann fallengelassenen Person sehr negative Gefühle auslösen. Und das alles passiert oft unbewusst! Zudem setzt sich diese Gewalt, wenn sie nicht reflektiert wird, als Dominoeffekt fort und wird an andere Menschen weitergegeben.

Unser Appell ist also: Lasst uns im Alltag regelmäßig prüfen, wie gewalttätig wir wirklich sind! Wir sind es!

Und um die Schleife zu schließen, hier noch ein Funfact: Wie machen das die Tüpfelhyänen? Die machen einfach alle zur Begrüßung einen „Schwanzvergleich“, die Geschlechtsteile von Männchen und Weibchen sehen nämlich gleich aus.

Gewaltfreie Kommunikation bei uns

Wir haben für euch mal ein Gespräch zwischen uns während der Erstellung des Blogs bei WordPress festgehalten.

Lila: Das nervt mich alles. Ich würde am liebsten alles wegschmeißen und nochmal von vorne anfangen.

Türkis: Das macht dich jetzt so richtig sauer und du würdest das jetzt am liebsten alles wegschmeißen und neu machen.

Lila: Grrrrrrrrrrr. Du machst mich gerade sauer! Ich kann das total verstehen, wenn einen diese gewaltfreie Kommunikation auf die Palme bringt.

Türkis: Ja, weil du es nicht gewohnt bist. Diese Energie, die ich gerade hier spüre, können wir auch in etwas Anderes, etwas Positives umsetzen.

Lila: Ich habe da aber auch so einen neckischen Unterton gehört.

Türkis: Ja, da war auch ein kleiner neckischer Unterton.

Lila: Ich glaube deswegen hilft gewaltfreie Kommunikation ganz oft nicht, weil man noch mehr sagt, als nur die Worte.

Türkis: Ja, man sendet immer noch eine Botschaft mit. Also durch Körperhaltung, Körperspannung, Stimme, Mimik, Gestik…

Lila: Das heißt gewaltfreie Kommunikation ist verbal und nonverbal.

Und wovon sprecht ihr da jetzt?

In unserem Gespräch kommen zwei Konzepte vor. Eines ist die gewaltfreie Kommunikation von Marshall B. Rosenberg und das andere die Familienkonferenz von Thomas Gordon. Beide haben Bücher mit ebendiesen Titeln geschrieben.

Gewaltfreie Kommunikation bedeutet nicht nur, dass man sich in Konflikten keine Schimpfwörter an den Kopf wirft, sondern auch, dass man sich in den Gesprächspartner einfühlt und versucht, seinen oder ihren Standpunkt nachzuvollziehen.

Die Familienkonferenz dient vor allem zur Konfliktlösung zwischen Eltern und Kindern. Ein Element davon, das in unserem Gespräch vorkommt, ist dass man in ähnlichen Worten wiederholt, was der andere gesagt hat oder was man verstanden hat. Deswegen wiederholt Türkis hier, dass Lila am liebsten alles wegschmeißen und neu machen würde. Auch in dem Buch kommt es mehrfach vor, dass Kinder genervt sind, wenn Eltern diese Technik anwenden. Können wir also nachvollziehen. Es braucht offenbar etwas Übung, um es so einsetzen zu können, dass es nicht nervt.

Ein weiteres Element ist, dass man „ich“ sagt statt „du“. Man wirft dem anderen nicht sein Verhalten vor, sondern sagt, wie es einem selbst damit geht. Das hat Lila hier absichtlich missachtet, indem es sagte: „Du machst mich sauer!“

Wir werden weiterüben und hoffen wir konnten euch mit unserem Interesse für diese beiden Konzepte anstecken, damit irgendwann die ganze Welt gewaltfrei kommuniziert.